Montag, 9. November 2009

Feeling down and under

Gerade ist eine E-Mail einer Kundin ins Postfach geschneit: "Bei allfälligen Fragen können Sie mich noch bis Freitag kontaktieren, ab nächster Woche bin ich dann bis Ende Februar in Australien und Neuseeland am die Welt entdecken."

Herzlichen Dank auch, mein schöner regnerischer Montag ist nun komplett im Arsch.

Überhaupt, was da in letzter Zeit alles nach Down Under trudelt, geht auf keine Känguruhaut mehr. Allein in meiner Facebookfreundesliste jagen gerade zehn Nasen, vornehmlich weiblichen Geschlechts, Koalabären auf dem Ayersrock oder Hobbits im Kiwiwald. Da sich der fünfte Kontinent und sein südöstlicher Mittelerde-look-alike-Nachbar kaum in einer Woche durchackern lassen, geht der Trip dann auch gleich mehrere Monate. MEHRERE MONATE! Meine letzten grösseren Ferien dauerten skandalöse zwei Wochen, und das ist nun seit geschlagenen 8 Jahren so.

Natürlich macht sich das wunderbar im Lebenslauf: "Ah, sie waren in Australien, haben ein wenig die Welt entdeckt und dabei auch noch Englisch gelernt! Wunderbar, sie können ihre Didgeridookenntnisse gleich bei uns in als Head of Brainwash Infrastructure and Science anwenden." Da ich Englisch blöderweise schon in der Schule gelernt habe und aufs Outback auch irgendwie keinen Bock habe, würde es bei einer sechsmonatigen Arbeitspause in meinem Curriculum etwa heissen: "Aha, sie halten einen weltweiten Streckenrekord in "Wipeout", haben 50 Millionen Punkte in "Geometry Wars" und alle 200 Tauben in "Grand Theft Auto 4" abgeknallt gefunden. Gratuliere, Sie sind unser neuer Head of Trash-Entsorging". Obwohl ich in besagten Spielen mehr über das Berufsleben gelernt habe als in nem halben Jahr im Eukalyptusdschungel.

Ich hab der Kundin dann trotzdem schöne Ferien gewünscht. Bin ja zwar neidisch, aber kein Spielverderber.

Donnerstag, 5. November 2009

Das Neuste vom Tage

Beim rumscrollen auf der Website der Basler Zeitung stiess ich auf folgende Meldung

Zum dreisten Entreiss-Diebstal kam es am 29. Oktober kurz nach 14 Uhr am Oberen Rebbergweg. Die Rentnerin hatte die 15'000 Franken zuvor gemeinsam mit ihrem 90-jährigen Gatten in einer Bank in Rheinfelden bezogen. Es sei davon auszugehen, dass das Ehepaar bereits dort von der Täterschaft beobachtet worden war, wie die Polizei Basel-Landschaft mitteilte.
(Quelle: bazonline.ch)


Bisher habe ich ja immer nur den Kopf geschüttelt, wenn wieder irgendein Marketingfuzzi behauptet hat, die Seniorenschaft wäre die kaufkräftige Bevölkerungsschicht der Zukunft und würde werbetechnisch viel zu wenig berücksichtigt, aber anscheinend ist da was wahres dran. Schliesslich sind 15'000 Franken kein Pappenstiel, mit Ausnahme vielleicht für Herrn Carl Hirschmann, der bezahlt den Betrag vermutlich täglich für seine Suite im Dolder Grand Hotel Zelle in der Untersuchungshaft. Wenn sich unsere Rentner aber die ganze Zeit beklauen und betrügen lässt, seh ich schwarz für die neue Lieblinggruppe der Werbeschaft. Dann müssen wir jungen Erwachsenen mal wieder als Retter der Wirtschaft grade stehen.

So oder so: mir tut der arme Enkel* der Dame leid, der jetzt wohl immer noch auf sein Geld wartet.

*oder welche Identität die Trickbetrüger heutzutage halt so annehmen.

Geh nicht ins Licht!

Wenn man bei meinem Schlafzimmer zum Südfenster hinausblickt, sieht man ein Stück meines geranienbewehrten Balkons, den lieblichen Garten des Nachbarn unter mir sowie die verträumt-hügelig-waldigen Rundungen des Blauenbergs. Geht man dagegen einige wenige Schritte weiter hin zum Ostfenster, erblickt man einen Vorhof, der wie ein Hinterhof aussieht, inklusive altem Volkswagen-Hippiebus und Bauschuttmulde, sowie der Eingang eines heruntergekommenen Mehrfamilienhauses. Wieviele Familien genau darin wohnen weiss ich nicht, man sieht es dem Haus schlicht und einfach nicht an. Moderne Mehrfamilienhäuser erinnern ja teilweise an Hühnerbatterien in ihrer klar strukturierten Aufteilung von Wohnfläche, jedoch nicht das Haus meiner Nachbarn östlicherseits. Grössere Fenster wechseln sich fröhlich ab mit kleineren, etwas versetzten Luken, jegliche Art von Ordnung und Symmetrie verspottend. Man sieht auch nicht, wo das Haus aufhört, denn an der Ecke geht es nahtlos über in ein scheuneartiges, längliches Gebäude. Da im formlosen Fenster ganz rechts manchmal ein Monitor aufleuchtet, dürfte aber im Innern nichts scheuneartiges vorhanden sein.

Soweit, so gut.

Irgendwann in den letzten Monaten, es muss wohl im Sommer gewesen sein, haben sich die Nachbarn des multidimensionalfamiliären Hauses dazu entschieden, eine Lampe mit Bewegungssensor über der Eingangstür zu installieren. Macht ja heutzutage jeder. Jedoch genügte meinen Nachbarn nicht ein bescheidenes Lämpchen, nein, es musste schon ein Flutlicht sein. Wohl damit der Hippiebus auch immer den Zugang zur Strasse findet und nicht mit der verstreuten Unordnung kollidiert. Wenn sich nun also etwas bewegt auf dem Vorplatz meiner Nachbarn, und sei es nur das Häärchen einer Staubmilbe, dann geht das Licht an. Zack. Resultat: In meinem Schlafzimmer wird es taghell.

Seither haben sich Raum und Zeit bei mir zu einer trüben Brühe vermischt, mehrmals bin ich früh morgens aufgestanden, hab mich in meine Klamotten gestürzt nur um schliesslich festzustellen, das es vor meiner Eingangstür noch nicht so hell ist wie vor meinem Schlafzimmerfenster. Die Mistlampe ist überempfindlich, seit drei Tagen brennt sie sogar die ganze Nacht und treibt mich in den Wahnsinn. Weshalb ich kürzlich auch eine Stunde lang irre vor mich hingekichert habe, als mir ein Flyer für Lichttherapie in die Hände fiel.

Ich könnte natürlich nachts meine Vorhänge und Fensterläden verschliessen und mir eine Schlafbrille zulegen. Aber das fühlt sich irgendwie so an wie Kapitulation.