Mittwoch, 17. Februar 2010

Liebe geheimnisvolle Verehrerin

Ich schreibe Dir, weil ich endlich einen Schlussstrich unter die Sache ziehen will. Seit Jahren schon stellst du mir zu dieser Jahreszeit nach, wirfst mir auf der Strasse neckisch-verführerische Blicke zu, lockst mich mit Deinem Gesang. Ich kann nicht länger dabei zusehen, wie Du Dich abmühst, denn: es bricht mir das Herz, ich habe schlaflose Nächte, ich will Dich nicht länger leiden sehen. Drum mache ich es möglichst kurz: es ist aus zwischen uns. Vorbei und verbyyy.

Ja, ich gebe zu, früher war vieles anders. Wir haben uns kennengelernt, als ich noch ein Kind war, man könnte fast sagen, du warst eine Sandkastenliebe. Damals hab ich Dich noch gerne gesehen. Meine kindliche Wahrnehmung war halt offen für alles bunte, fröhliche, sowie für die Süssigkeiten, welche Du mir immer mitgebracht hast. Und für Deine Musik, die eine willkommene Abwechslung war von der biederen Klassik, welche zuhause gespielt wurde. Andererseits war es auch schwer, Dich zu ignorieren, selbst in der Schule wurde nur über Dich gesprochen. Kurz, ich war in Dich verliebt.

Nun heisst es zwar, alte Liebe rostet nicht, was in einigen Fällen zutreffen mag, aber, und hier musst Du jetzt stark sein, nicht in unserem Fall. Denn mit der Zeit wurde mir Dein Treiben zu bunt, Deine Süssigkeiten wurden überzuckert und auf einmal musste ich dafür bezahlen. Deine Musik und Dein Gesang wurden von lustig zu lärmig, von der Melodie zur Dissonanz, von der willkommenen Abwechslung zur penetranten Belästigung bis weit in die Nacht hinein. Es hilft nichts, das Du Dir jedes Jahr ein neues Gesicht verpassen lässt, Dich dem aktuellen Zeitgeschehen anbiederst um zu zeigen, hey, ich bin noch voll dabei. Es kommt bei mir nicht an, denn Du hast noch nie meiner Vorstellung von Schönheit entsprochen. Heute wirkst Du auf mich antiquiert, hast nicht die Eleganz deiner venezianischen Cousine, Deine Fröhlichkeit wirkt bemüht oder gar aufgesetzt und aus Deinem immer schon etwas wunderlichen Atem riecht der Alkohol.

Ich weiss, was Du jetzt sagen wirst: Können wir nicht wenigstens Freunde bleiben? Nein. Zu einem früheren Zeitpunkt wäre das vielleicht noch möglich gewesen. Aber jetzt nicht mehr. Drum verabschiede ich mich hiermit von Dir und versuche, all die schönen gemeinsamen Erlebnisse, für die ich nach wie vor dankbar bin, in guter Erinnerung zu behalten.

Adie, Frä Fasnacht. Alles Gute für die Zukunft. Aber lass mich endlich in Ruhe.

Dein Mischa

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