Donnerstag, 5. November 2009

Geh nicht ins Licht!

Wenn man bei meinem Schlafzimmer zum Südfenster hinausblickt, sieht man ein Stück meines geranienbewehrten Balkons, den lieblichen Garten des Nachbarn unter mir sowie die verträumt-hügelig-waldigen Rundungen des Blauenbergs. Geht man dagegen einige wenige Schritte weiter hin zum Ostfenster, erblickt man einen Vorhof, der wie ein Hinterhof aussieht, inklusive altem Volkswagen-Hippiebus und Bauschuttmulde, sowie der Eingang eines heruntergekommenen Mehrfamilienhauses. Wieviele Familien genau darin wohnen weiss ich nicht, man sieht es dem Haus schlicht und einfach nicht an. Moderne Mehrfamilienhäuser erinnern ja teilweise an Hühnerbatterien in ihrer klar strukturierten Aufteilung von Wohnfläche, jedoch nicht das Haus meiner Nachbarn östlicherseits. Grössere Fenster wechseln sich fröhlich ab mit kleineren, etwas versetzten Luken, jegliche Art von Ordnung und Symmetrie verspottend. Man sieht auch nicht, wo das Haus aufhört, denn an der Ecke geht es nahtlos über in ein scheuneartiges, längliches Gebäude. Da im formlosen Fenster ganz rechts manchmal ein Monitor aufleuchtet, dürfte aber im Innern nichts scheuneartiges vorhanden sein.

Soweit, so gut.

Irgendwann in den letzten Monaten, es muss wohl im Sommer gewesen sein, haben sich die Nachbarn des multidimensionalfamiliären Hauses dazu entschieden, eine Lampe mit Bewegungssensor über der Eingangstür zu installieren. Macht ja heutzutage jeder. Jedoch genügte meinen Nachbarn nicht ein bescheidenes Lämpchen, nein, es musste schon ein Flutlicht sein. Wohl damit der Hippiebus auch immer den Zugang zur Strasse findet und nicht mit der verstreuten Unordnung kollidiert. Wenn sich nun also etwas bewegt auf dem Vorplatz meiner Nachbarn, und sei es nur das Häärchen einer Staubmilbe, dann geht das Licht an. Zack. Resultat: In meinem Schlafzimmer wird es taghell.

Seither haben sich Raum und Zeit bei mir zu einer trüben Brühe vermischt, mehrmals bin ich früh morgens aufgestanden, hab mich in meine Klamotten gestürzt nur um schliesslich festzustellen, das es vor meiner Eingangstür noch nicht so hell ist wie vor meinem Schlafzimmerfenster. Die Mistlampe ist überempfindlich, seit drei Tagen brennt sie sogar die ganze Nacht und treibt mich in den Wahnsinn. Weshalb ich kürzlich auch eine Stunde lang irre vor mich hingekichert habe, als mir ein Flyer für Lichttherapie in die Hände fiel.

Ich könnte natürlich nachts meine Vorhänge und Fensterläden verschliessen und mir eine Schlafbrille zulegen. Aber das fühlt sich irgendwie so an wie Kapitulation.

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