Donnerstag, 25. Juni 2009

Das Böse ist rosa

Es war einmal ein anfänglich ziemlich langweiliger Tag im Büro. Eigentlich nicht erwähnenswert und schon gar nicht niederschreibenswert, aber es gehört ja zum guten Ton eines Blogs, dass das Triviale hochstilisiert und rausgeputzt wird. Et voilà, wie der Franzose sagt. Die Stunden ödelten also unanständig langsam an mir vorüber und ich fragte mich, ob ich mich so in zehn Jahren überhaupt an heute erinnern werde, wo doch gar nichts erinnerungswürdiges passiert ist. Was soll ich dann als alter Grufti meinen Enkeln erzählen? "Erzähl uns von früher, Grosspapi! - "Früher wars langweilig" - Oooch." Nicht gerade eine wohlige Vorstellung des Rentnerparadises.
Ich versuchte also gerade auf Teufel komm raus dem heutigen Tag einen tieferen Sinn zu geben, indem ich mir überlegte, wie lange mein Büro einer Zombieattacke standhalten würde, als etwas schlimmeres den Raum betrat: ein wandelndes Klischee.
Das Klischee wurde von mir erst wahrgenommen, als sie ihr rosa Handtaschenmonstrum zielsicher auf dem "Off"-Schalter meines Desktopprinters platzierte. Ich beendete mit zielsicheren Klicks meine "Bejeweled"-Partie und suchte und fand erfolgreich den Blickkontakt. Mein Gegenüber war blond, gegen Ende 30, hatte botoxgetunte pinkfarbene Lippen und war von schlanker Statur, ihres silbergrauen Porsche Carreras nicht ganz unähnlich. Mein geschultes Auge vermittelte zudem meinem Hirnstamm blitzschnell die visuelle Typeneinschätzung einer gelangweilten wohlhabenden Hausfrau auf dem Selbstverwirklichungstrip.
Wohlhabende Hausfrauen auf dem Selbstverwirklichungstrip aus der hiesigen Umgebung haben a) das Bedürfnis in der lokalen Kunstszene Fuss zu fassen, b) einen Shop mit esoterischen Naturheilmitteln oder c) ein eigenes Nagelstudio in der Innenstadt eröffnet. Dies war eindeutig Typ c. Ich begrüsste Typ c mit einen steifen Lächeln und hielt gleichzeitig Ausschau nach einer kleinen kläffenden Bestie, fand diese jedoch glücklicherweise nicht.Frau Typ c) wollte natürlich das volle Programm an Visitenkarten, Briefbögen, Kuverts und Infobroschüren, hatte die Gestaltung aber schon einer renommierten Werbeagentur aufgetragen. Mit deren Design war sie aber nicht zufrieden, weshalb ich trotzdem den ganzen Nachmittag an Fingernagelfotos und rosa gewunden Schriftvergewaltigungen herumwursteln durfte.
Die Moral des dieswöchigen Blogeintrags, liebe Leserin und lieber Leser, ist deshalb von ergreifender Schlichtheit: schätze immer einen gepflegt-langweiligen Tag im Büro, er kann schliesslich jederzeit zu einem nervigen Tag mutieren. Und Zombies sind nichts, worüber man sich fürchten sollte. Nagelstudios aber sind die Hochburg wahren Grauens.

Dienstag, 16. Juni 2009

Mit Blasmusik machts Spass im Krieg

Wir schreiben das Jahre des Herrn 2009, genauer gesagt den 12. Juni. Herr M. B. aus E. bei B. am R. entschliesst sich, nach einer nahrhaften (im auslaugenden Sinn) Arbeitswoche im Büro, diesen Abend trotz recht schön-sommerlichem Wetter gemütlich zuhause zu verbringen. Er weiss, dass er am nächsten Tag früh aus den Federn muss, weil er ja diesen vermaledeiten Weiterbildungskurs besucht. Aber was tut man nicht alles, um nicht schleichend zu verblöden, schliesslich geben sich TV-Programm und Gratiszeitungen schon die grösste Mühe. Herr B. entschliesst sich dazu, nach getaner Hausarbeit, sportlicher Betätigung und Lernstoff büffeln, sich um 20 Uhr einen, sicherlich nicht besonders hochstehenden aber doch potentiell unterhaltsamen Actionfilm mit Jason Statham zu genehmigen. Das Vergnügen währt ganze sieben kurzweilige Minuten, dann wird der Film plötzlich von einer zusätzlichen Tonspur untermahlt. Nach einigen Hundertstelsekunden detektivischer Kombinationsarbeit und einem Blick aus dem Fenster kommt Herr B. zu dem Schluss, dass die Klänge nicht Teil des Films, sondern von den Instrumenten der örtlichen Fasnachtsclique stammen. "Aha", denkt sich Herr B., "hat wohl jemand beim nebenangelegenen Restaurant einen runden Geburtstag und die Clique bringt ihm oder ihr ein Ständchen. Schön." und lauscht drei-vier Stücke lang, bevor er seinen begonnenen Film fortsetzt, mit sich und der Welt zufrieden.

Als nach ca. 40 weiteren Filmminuten aber wieder die, mittlerweile doch ziemlich unerwünschte zusätzliche Tonspur in Dolby Tschingdärässabumm-Qualität erklingt und auch um zwei Uhr morgens der musikalisch-bierselige Lärmpegel nicht gesenkt wird, kommt Herr B. frustriert zu folgenden tiefschürfenden Erkenntnissen:

- Fasnacht ist nicht nur an drei Tagen im Jahr, sondern immer dann, wennes einem in den Sinn kommt.

- Wir haben zwar grad Informationszeitalter, trotzdem ist es anscheinend unmöglich, die Anwohner im Voraus über das Kakophonie-Event zu benachrichtigen. War wohl ein Briefserverabsturz. Oder die Telefonleitungen sind durchgebrannt. Kann ja mal vorkommen.

- Vereine dürfen grundsätzlich Dinge tun, bei denen jede andere Privatparty gleich mit Polizeibesuch, zahlreichen Verhaftungen und Zwangsjacken rechnen muss. So Musik ist ja schliesslich Kultur. Irgendwie.

- Die Mitglieder mit den lautesten Instrumenten bleiben grundsätzlich am längsten, konsumieren Alkohol in direkter Relation zu ihrem Bauchumfang und gröhlen am lautesten herum.

Herr B. sucht daraufhin fieberhaft in seinem Wandschrank nach Massenvernichtungswaffen mit nachhaltiger Wirkung, findet aber nur die üblichen Hemden und Mottenpapiere. Frustriert legt sich Herr B. dann ins Bett und sinkt in einen unruhigen, traumlosen Schlaf. Am nächsten Morgen vorm Spiegel könnte er sich schwören, dass die drei grauen Haare vorne hinten rechts am Tag davor noch nicht da waren.

Spielekiller

Guten Tag Frau Evi Allemann
Ich zitiere aus Ihrer Motion "Verbot von Killerspielen", zu finden unter der folgenden URL (http://www.eviallemann.ch/):
"Ein generelles Verbot solcher Spiele erscheint deshalb angemessen und verhältnismässig, insbesondere da sie über keinen irgendwie schützenswerten kulturell-gesellschaftlichen Gehalt verfügen."
Eine recht ungeheuerliche Behauptung, wie ich finde. Zeugt sie doch von der Tatsache, dass Sie von der Materie, entschuldigen Sie meine Direktheit, nicht die geringste Ahnung haben. Ihnen jetzt hier Titel von "ab 18 Spielen" an den Kopf zu werfen, die sehr wohl kulturell-gesellschaftlichen Wert besitzen, hat wohl keinen Sinn, da diese Ihnen ja vermutlich eh nichts sagen würden (Frage am Rande: wird bei der SP bei allen Themen so..äh...*hust*..."intensiv" recherchiert?) stattdessen frage ich Sie: warum dürfen Theaterstücke, Filme und Bücher (von denen viele grosse Klassiker ziemlich brutale Szenen beinhalten) Gewalt als dramaturgisches, unterhaltendes Mittel einsetzen, Computerspiele aber nicht? Keine Sorge, ich kann Ihnen diese Frage selber beantworten, dieser Brief soll zwar als Denkanstoss dienen, Ihnen aber keinerlei Kopfzerbrechen bereiten. Der Grund ist der, dass Games vom nichtspielenden Teil der Bevölkerung immer noch als Kinderspielzeug und nicht als vollwertiger Kulturzweig angesehen werden. Und Kinderspielzeug muss ja für Kinder sein, also soll der Markt bitteschön nur entsprechend bunte, harmlose und pädagogisch wertvolle Software produzieren. Zudem spielt man Games vor einem Bildschirm (Bildschirme sind böse!) und nicht draussen in der freien lehrreichen Natur (wo die Zecken lauern, aber das ist ja eine ganz andere Hysterie).
Weiter schreiben Sie: "Die von den Herstellern und Händlern definierten Altersrichtlinien (z.B. PEGI) sind keine Alternative zu einem Verbot, da sie leicht unterlaufen werden können." Ja, klar. Neben dem dezenten PEGI-Symbol prangt auf Spielepackungen zwar noch die Altersfreigabelogos der deutschen USK, die so gross sind, das sie kaum noch durch die Eingangstür des Mediamarkts passen. Aber hey, statt diese für Verkäufer und Eltern einfach per Gesetz auch hierzulande verbindlich zu machen, fordern Sie lieber ein totales Verbot von "ab 18"-Spielen. Das kann man gar nicht unterlaufen, höchstens mit dieser neumodernen Technik, diesem "Internet". Aber da weiss eh niemand, wie man es bedient. Schon gar nicht die jüngere Generation.
Kurz: Der Text Ihrer Motion strotzt so von haarsträubender Naivität und Unwissenheit gegenüber den neuen Medien, dass ich eigentlich erwartet habe, den Namen eines Rütlischwurveteranen darunter zu sehen. Sie aber haben Jahrgang 1978, das sind drei kümmerliche Jährchen von meinem Geburtsjahr entfernt. Aber wohl Lichtjahre von meinem Weltbild.

Freundliche Grüsse
Mischa Baehler

Sehr geehrter Herr Erwin Kessler

Ich bezeichne mich als Tierfreund, jedoch nicht als Freund Ihres Vereins, des VGT, was ausgeschrieben, wohl bewusst heimelig holperig, "Verein Gegen Tierfabriken" heisst. Denn ich esse Fleisch. Mehrmals wöchentlich. Manchmal auch mit Sauce.
Netterweise informiert mich Ihre Organisation einmal jährlich ungefragt über den Stand der Dinge in Sachen schweizerischer Nutztierhaltung, wobei jeweils auf beeindruckend stilsichere Art und Weise der schmale Grat zwischen nüchterner Berichterstattung und hetzerischem Sensationsjournalismus überschritten wird. Todesmutig brechen Ihre Stallpaparazzis nicht selten bei Nacht und Nebel in nationale Viehbetriebe ein und machen verschwommene Fotos, als wäre eine Kuh die organische Antwort auf eine fliegende Untertasse. Dabei würde mich viel eher interessieren, wie es denn den beiden Veganerkatzen aus der März-Ausgabe ergangen ist! Seit besagtem Artikel springen mir nämlich verdächtig viele Katzen mit unverkennbar suizidalen Absichten vor die Kühlerhaube, anscheinend haben sich einige Stubentiegerhalter von dem Artikel inspirieren lassen. Sie verstehen sicher, dass ich in Anbetracht dieser Ereignisse besorgt bin, obwohl ich, meinem fahrerischen Können sei Dank, bisher immer kunstvoll ausweichen konnte. Trotzdem bin ich für jedes mir zugestellte Exemplar der "VGT-Nachrichten" dankbar, eine ähnlich vereinfachte und klare Sicht der Dinge wird einem sonst nur in Zeitschriften wie dem "Wachturm" vermittelt.
Wie dem auch sei, ich hatte Ihren Verein schon fast vergessen, als ich heute, während der Autofahrt ins Büro, Ihren aktuellen VGT-Werbespot auf "Radio Basel 1"in den Gehörgang gelöffelt bekam. Darin wurde ich mal wieder aufgeklärt, dass Fleischfresser böse sind und unser Bundesrat unfähig. Die hiesige Regierung ist ja, genau wie die Juden, ein beliebtes Feindbild von Ihnen, Herr Kessler. Auch das Schweizer Fernsehen kommt auf Ihrer Website nie gut weg, jedoch nicht wegen des schlechten Programms, sondern wegen angeblicher Botox-Behandlungen der Moderatorenriege. Herr Kessler, wenn die getünchten Gesichtsfalten von Frau Katja Stauber das einzige Problem unseres Fernsehsenders wären, würde ich der Billag die doppelten Gebühren bezahlen! Weiter informierte mich die betont seriös herumnäselnde Stimme, dass die einzige Lösung gegen Tierfabriken wäre, weniger Fleisch zu essen - die Lösung liege im Vegetarismus! An dieser Stelle verwirrten Sie mich nun vollends, Herr Kessler, weshalb ich der gerade auf die Strasse gesprungenen Katze nur noch in letzter Sekunde ausweichen konnte. Schliesslich ist "weniger Fleisch" nicht gleich "kein Fleisch", was das erfolgreiche Praktizieren von Vegetarismus ja voraussetzt. Während die schläferige Stimme also die letzten Propagandasätze in den Äther hustete, fasste ich mir ans Herz und kam zu folgendem Schluss: Wenn sich Vegetarier so anhören wie in Ihrem Werbespot, dann will ich weiterhin mit Freuden mehrmals wöchentlich meine Fleischration verpeisen. Mit Sauce.
Herzlichst,
Ihr Mischa Baehler

Rebel without a cause

Es gibt Tage, da wird einem schlagartig bewusst, dass die letzten zehn Jahre schneller vorbeigegangen sind, als die zehn Jahre davor. Wo die Tragik der eigenen Vergänglichkeit, Salzsäure gleich, ins langsam verwesende Fleisch des Körpers tröpfelt und die Narben der Lebenserfahrung hinterlässt. Tage, wo man nicht mehr durch den Eingang ins Bällchenparadies der IKEA passt. Tage, an denen mehr Viagra-Spam Mails als sonst die Mailbox überschwemmen. Wo man an Schülern und Schülerinnen vorbeigeht und sich fragt, ob diese einen jetzt als alten erwachsenen Knacker sehen. Tage, wo die grauen Haare im Spiegel irgendwie besser sichtbar sind als sonst. An solchen Tagen geh ich immer zum Friseur. Heute ist so ein Tag.
Aber etwas ist heute...ANDERS.*
Ich brauchte heute morgen nur kurz auf dem Sozialnetzwerk meiner Wahl vorbeizustolpersurfen, schon fühlte ich mich schlagartig wieder jung. Oder zu jung. Denn: SP-Frau Susanne Leutenegger-Oberholzer hat ihr eigenes Facebook-Profil. Frau Oberholzer, nennen wir sie doch einfach kurz und knackig "Frau SLO", ist nicht selten vor einer Fernsehkamera anzutreffen, wo sie immer eindrücklich beweisst, dass sie das "ch" jeweils sehr weich und zärtlich vom Gaumen ausgehend aussprechen kann, und nicht so hart und schweizerisch-grob "CHchch" aus dem Rachenbereich. Halt so, wie man es damals in der Primarschule gelernt hat, die ja bald nicht mehr Primar sondern Basisstufe heisst. Harmosmyass.
Wie auch immer, ich fühlte mich schlagartig zu jung. Schliesslich ist das Internet und sein narzistischer Bruder Web 2.0, ein Medium meiner Generation. Wenn jetzt faltige Politiker und -Innen hier herumschlurfen, fühle ich mich irgendwie uncool und altersfleckig. Sprich, ich muss mir nun etwas suchen, was gesellschaftlich noch nicht aktzeptiert ist. Paintball zum Beispiel. Oder Nacktwandern. Wenn das mit der Verbotspolitik so weitergeht, fange ich auch mit Rauchen an. Mal sehen. Mein Rebellenhormon ist jedenfalls aktiviert. War halt doch nicht so übel, die Pubertät.
*ein inflationär gebrauchter Satz des Lieblingsautors (Asche über mein Haupt) meiner späteren Kindheit, Wolfgang Hohlbein. Aber wenn er schon in seinen Büchern teilweise ganze Seiten von sich selber kopiert, darf ich mir sicher ein Sätzchen von ihm ausleihen. Quasi als Hommage.

10 things I like about almost anything

Mist, nun bin ich wegen meiner Ansage letzte Woche unter Themenzwang. Nie was gutes. Dabei muss ich jetzt doch gute Dinge aufzählen. 10 Stück. Ach, ich hasse Aufzählungen. Aber ich versuchs trotzdem...
1. Ich mag, ach was, ich LIEBE meinen neuen Staubsauger. Der saugt, was das Zeug hält oder eben nicht. Als hätte er tief in sich drin ein allesverschlingendes Schwarzes Loch. Dabei hab ich noch nicht einmal die maximale Saugkraft eingestellt...*schauder* Wär doch ein cooles Szenario für einen Horrorfilm, ein vom bösen Geist Adolf Hitlers besessener Staubsauger, der von einem Schwarzen Loch angetrieben wird, Titel: "Nazi-Vacuum-Cleaner From Outer Space". Aber ich fasele rum, also weiter zu...
2. Ich mag Feierabende, Wochenenden und Ferien. Banal, ich weiss.
3. Ich liebe Tiere. Vor allem Hunde. Schlicht faszinierend, wie ein mieser Tag im Büro schlagartig weniger mies aussieht, wenn man abends von unverhohlen freudig-wedelnden Fellbündel begrüsst wird. Ergreifend, wie Katzen im direkten Vergleich betont desinteressiert um die Beine streichen, einige Schritte wegtappsen, um sich dann gleich wieder um 180° zu drehen und die Prozedur zu wiederholen. Deprimierend, wenn man auf den Gedanken kommt, das könnte nur an der Rolle als potentieller Futterlieferant liegen.
4. Ich mag die Tatsache, dass der neue "Star Trek" Film von einem bekennenden "Star Wars"-Fan stammt und all das über Bord geworfen hat, was ich an den alten Filmen und Serien so grausam langweilig fand. Und dabei mehr Erfolg hat als jeder "Trek"-Film zuvor. Gene Roddenberry mag sich in seinem Weltraumgrab umdrehen, Alt-Trekkies über die guten alten Zeiten jammern, aber ich hab meinen Spass. Und darauf kommt es ja an. Jedenfalls für mich, ich Egoschwein.
5. Sommer ist einfach herrlich, muss jetzt mal gesagt sein. Viel Sonne, warme Temperaturen, die Umgebung leuchtet regelrecht vor Lebensfreude. Und die Leute haben weniger an. Was nicht in jedem Fall erfreulich ist, aber egal.
6. Ich bin kein Buddhist, aber ich mag den Dalai Lama. Wären alle Religionsführer so wie er, die Welt wäre ein besserer Ort.
7. Bier ist ok, "Eve" ist besser. Warum wir Männer immer dieselben Pilslagerhopfenmalzbittergedöhns-Mischungen bechern müssen, während das schönere Geschlecht etwas mit tatsächlichen Geschmacksrichtungen konsumieren darf, ist mir schleierhaft. Machen wir uns stark für eine Revolution im Gerstensaftmarkt! Gebt uns "ADAM"!
8. Ich finde es schön, dass es noch Orte auf der Welt gibt, wo wirklich jeder und jede jeder und jede kennt. Hat was beruhigendes. Hauptsache, ich wohne nicht in dort. Gut auch, wenn sie möglichst weit weg sind, die Orte. Aber schön, dass es sie noch gibt.
9. Es lebe das Internet. Es ist voller Schund und Schmuddelbildchen, aber insgesamt hat es uns alle ein klein wenig näher zusammen gebracht. Dann hat man gemerkt, dass man gar nicht jedem Menschen näher sein will. Aber immerhin sind wir jetzt alle um eine Erkenntnis reicher.
10. Und zuletzt: ein Hoch auf die Jeans! Sehen immer gut aus und fühlen sich gut an, und, verschiedene Sorten und Schnitte sei Dank, bei jeder und jedem. In einer Best-of Liste der grössten Erfindungen der Menschheit wäre die Jeans unter den ersten 20. Mindestens. Ich prophezeie, dass in 100 Jahren immer noch Jeans getragen werden. Drum ist es meiner Meinung nach auch frustrierend, heute noch Mode designen zu wollen, an die schlichte Eleganz einer guten Jeans kommt nichts heran. You don't meddle with perfection.
So, fertig. War doch eine richtig öde Angelegenheit. Drum wird nächste Woche wieder gemotzt, was das Zeug hält, versprochen.

10 things I hate about almost everything

Leute fragen mich, "mib", fragen sie, "warum schreibst du nicht mal über etwas schönes, was dir gefällt?". Diesen Leuten, die das natürlich nie gefragt haben und auch nur dazu existieren, hier eine passende Einleitung hinzuklotzen - also als sogenanntes Blogvehikel fungieren -, kontere ich hiermit trotzig mit einer weiteren polemisch-motzigen 10 Punkte Aufzählung.
10 Dinge, die ich heutzutage nicht mehr sehen, hören oder fühlen will:
1. Werbespots, bei denen schlanke Frauenbäuche und Näbel (gibts diese Mehrzahl?) in sexy Frontalansicht gezeigt werden, um dann als ästhetischer Hintergrund für die grafische Darstellung von Darmkrämpfen herhalten zu müssen. Ich bekomme Augendurchfall davon.
2. Bleiben wir bei der Werbung: Überhaupt diese ganzen Gesundheitsjoghurtlifestylemittelchen, welche in Miniaturpuppenhausfläschchen abgefüllt werden und dank einer Überdosis Bakterien meine Innereienflorafauna irgendwie beleben, beruhigen oder abtöten sollen. Je nach dem.
3. Überlange, auf ihre Art fast perverse Wortkonstruktionen wie in Punkt 2.
4. Die oft in Nachrichten breitgetretene Wortfolge "Nach neuesten Erkenntnissen...". "Neu" bedeutet noch lange nicht "richtig".
5. Die Gratiszeitung "Baslerstab" ist im Wachkoma, ".ch" gibts nicht mehr..warum nervt mich dann der "Bibo" weiterhin mit altherrenmoralischen Editorials und spezifizierten Gemeindeseiten, bei denen 80% der gezeigten Inserate und Veranstaltungen dieselben sind?
6. Schlechte Fotomanipulation wie in der aktuellen "Regio-Aktuell" Ausgabe. Seit wann grasen in Laufen Ziegen in freier Natur - und schweben dabei über dem Boden, ohne einen Schatten zu werfen?
7. Politiker, die auf gesellschaftliche und soziale Probleme nur eine Lösung kennen: Verbote.
8. Werbung für "familia"-Müesli. Seit die Anfangs 90er Jahre mein Lieblingsschokomüesli eingestellt haben, ist die Firma für mich das freimarktwirtschaftliche Aequivalent des Bermudadreiecks.
9. Leute, die noch Datenaustausch mit 3,5 Zoll Disketten durchführen, mit der Begründung, darauf wären Bilddaten, die zu gross sind für den E-Mail-Versand. Ja, klar.
10. Polemisch-motzige 10 Punkte Aufzählungen, die über alles und jeden herziehen. Drum gibts nächstes Mal eine 10 Punkte Aufzählung über all die Dinge, die ich schön finde und gerne mag und von denen ich mehr sehen will. Versprochen.

Der Tag, an dem die Erde schüttelte

Manchmal ist es erschreckend, wie erschreckend klischeehaft alles doch ist. So gesehen neulich auf Telebasel, wo in der Newssendung "7vor7" diverse alternde Lokalpromis (ein Wunder, das Otto Stich nicht dabei war) bei irgendeiner Apérogelegenheit (ein Wunder, das Urs Wüthrich nirgends zu sehen war) wertvolle Worthülsen in die Kameralinse warfen und dabei alle erschreckend viel älter aussahen, als man sie in Erinnerung hatte. Aber lag wohl an den Lichtverhältnissen. Jedenfalls kam nach Ex-Fechterin Gianna Hablützel-Bürki Ex-FCB Präsident Werner Edelmann auf den Bildschirm und entgegnete auf die Frage, ob er denn was vom Erdbeben am frühen Dienstagmorgen gespürt habe, die leicht gelallte Antwort;"
Da merkt me widr mol, wiä klei mir Menschä doch sin im Vergliich zu dr Natuuur".
Argh. Kotz. Ich kann diesen Klischeesatz nicht mehr hören, schon gar nicht lesen. Diese verlogene Demut zur Mutter Natur, dieser "ach, wir sind ja gar nichts"-Rassismus gegenüber der Menschheit, dieser pseudogrüne Kalenderspruchmist. Als ich letztens auf dem Balkon meine Geranien bewässerte, brauchte Mutter Natur noch Wasser aus MEINER Gieskanne aus MEINEM Wasserhahn, welcher Wasser befördert, welches WIR Menschen in zig Leitungen von Reservoir zu Haushalt pumpen. Weil Mutter Natur ja nicht ausreichend Regen liefert, um sich selber zu bewässern, muss ich den Job übernehmen. Während Mutter Natur bei jedem Gewitter Strom en masse vergeudet, produzieren wir selbigen mühsam in eigens gebauten Kraftwerken. Ausserdem könnten wir mit unseren Massen-vernichtungswaffen die Natur einäschern, atomar verseuchen, tabula rasa. Was wir natürlich nicht wollen, weil das ganze Grünzeug ja so hübsch anzusehen ist, Sauerstoff produziert und UNSERE CO2-Emissionen abbaut. Aber wir KOENNTEN es tun. So gesehen würde ich das Verhältnis Natur-Mensch eher als Patt-Situation bezeichnen.
Meine Geranien und Zimmerpflanzen sind also nichts anderes als meine Geiseln. Darum werde ich auch das nächste Mal, wenn Mutter Natur ein wenig an der Tektonik rüttelt, beruhigt weiter schlafen.

10 Fragen, die ich mir letztens gestellt habe...

1. Fällt vpod-Basel-Präsident Urs Müller auseinander, wenn er seine rote Jacke auszieht?
2. Wird demnächst über die politisch-korrekte Benamsung von Grippeviren debattiert?
3. Warum gibt es zu jedem noch so banalen Thema einen entsprechenden Experten und
was tun diese Experten den ganzen Tag, wenn sie nicht gerade vor einer Kamera rumstehen?
4. Hat es irgendwas mit informativer Berichterstattung zu tun, wenn Roland Luder in der heutigen
Ausgabe von "Schweiz Aktuell" geschlagene zehn Minuten live vor dem Eishockey-WM-Stadion in Bern zwischen grölenden Fans ruminterviewt, um als Höhepunkt den Kameramann ins Festzelt mit noch mehr grölenden Fans zu schicken, mit dem Resultat, das sich die Kameralinse beschlägt und man grad gar nichts mehr erkennen kann?
5. War das vielleicht besser so?
6. Zu welchem Zeitpunkt hat sich Mike Shiva in mehrere noch unfotogenere Wahrsager aufgeteilt?
7. Was muss noch passieren, damit Walliserdeutsch im Fernsehen endlich untertitelt wird?
8. Was muss noch passieren, damit Wallisserdeutsch im echten Leben endlich untertitelt wird?
9. Können wir Ralph Zloczower noch verantworten? Wenn ja, wie lange noch?
10. Was macht der Papst, wenn er nicht gerade irgendwo auf Besuch ist?

Antworten, liebe Leserin und lieber Leser, sind sofern sie vorhanden sind natürlich sehr willkommen und würden mir dabei helfen, die Welt ein klein wenig besser zu verstehen.

Pandolumne

Finanzkrise raus, Schweinegrippe rein: es pandemiert mal wieder im Mediendschungel. Ist auch langsam langweilig geworden mit den ewig-gleichen Entlassungen, verunsicherten Bankern und Dow-Jones Indexen (oder Indexi?). Aber so ein mutiertes Virus ist halt ein schöner zeitloser Angstmacher, weil physisch nicht fassbar, oft einfach übertragbar und nicht selten tödlich. Um sich zu schützen, muss jeder nicht lebensmüde Mensch sich informieren, sprich: Zeitung lesen, Glotze gucken, googeln, den Arzt konsultieren und teure Medikamente kaufen (nicht zwingend in dieser Reihenfolge), es sei denn, die vor zwei Jahren gehorteten Tamiflu-Packungen haben ihr Verfallsdatum noch nicht überschritten. Ganz unter uns: ich würde jetzt Pharma-Aktien kaufen, schliesslich ist eine Pandemie erst eine richtige Pandemie, wenn jemand davon profitiert. Wenn wir die Sache nun aus einer etwas anderen Perspektive betrachten, so ergibt sich ein viel beunruhigenderes Bild: ob Schweinegrippe, Vogelgrippe oder Rinderwahn. Immer kommt die Seuche aus dem (Nutz)tierreich. Liebe Veganer und Vegetarier, das habt ihr nun davon, hätten wir nämlich all die Viecher bereits gegessen, würden sie uns nun nicht mit Seuchen traktieren.

Gute Nachtgeschichte

Gleich vorweg: ich hab heute miserabel geschlafen. Ich schlafe immer schlecht in der letzten Nacht der Ferien, bevors am nächsten Tag wieder auf den Bürostuhl geht. Drum wird dies ein sehr gehässiger Text. Also am besten, wir bringen es gleich hinter uns.Da döse ich also nachts um halb zwei vor mich hin, im Halbschlaf herumgrübelnd, am Gedanken sortieren, gemischt mit einer Prise "Achverdammtschonmontagmorgen"- Ankotzstimmung, da summt es doch glatt noch lustig an meinem Öhrchen herum. Herr Mücke hatte Blut gerochen, ich auch. Nun gehöre ich nicht zu der Sorte Mensch-mann, die nachts gerne auf die Jagd geht, also versuchte ich erst die Pazifistenmethode. Beide Ohren zugedeckt, Gesicht frei, ein Bein nicht zugedeckt, um zu sagen: "Hier, Mücklein, hier! Hier kannst du saugen!". Klappte nur leider nicht, das saublöde Mistvieh sirrte lieber nervig an meinen Ohren herum, meine Bettdecke ist leider nicht 100% schalldicht (Sowas müsste erfunden werden, gleich nach der Bettwäsche aus fleisch-fressenden Pflanzen).Frustriert gelang ich zur Erkenntnis: Mücken sind dumm und die Natur auf haarsträubende Art und Weise ineffizient. Ich könnte wohl eine Bar mit Petrischalen voll frisch abgezapften Blutkörperchen auf dem Nachttisch aufstellen, die Viecher würden trotzdem lieber an mir rumpieken.
Das grosse Skandal, also die Corpus Crux Corrupti an der ganzen Sache ist aber dies: da sind um meine Wohnung herum wohl hunderte von Spinnennetze verteilt, die ihren Job nicht erledigen. Ich hab mich dann doch noch aufgerafft, die nächstbeste Zeitschrift geschnappt und die Erscheinung von Herr Mücke auf zwei Dimensionen reduziert. Möge sein an der Decke klebender Kadaver als Vorbote der Verdammnis auf Ewig seine zu mir verirrten Artgenossen vertreiben!

Elternschutz

War kürzlich mal wieder bei GameStop, das ist dieser Videospieleladen, der gebrauchte Games zurücknimmt. Oder Games, bei denen man keine Lust hatte, weiterzuspielen, weil sie zu öde oder zu schwer oder beides sind. Wie dem auch sei. Man könnte sich jetzt natürlich fragen - nur so als Zwischengedanke - warum eine Gameshop "GameStop" heisst. Tönt ja eher nach einer Heissluftinitiative von SP Bern Vizepräsident Roland Näf. Aber es soll hier nicht um unpassende Namen gehen.Also, da war ich nun in besagtem Laden unschuldig am occasionen-wühltischwühlen, da gesellte sich ein auf geschätzte 13 Jahre alter Halbstarker dazu. Sie wissen schon, die Sorte mit Flaumbärtchen und krasskonkretem Dialekt. Jedenfalls wühlte dieser weit weniger unschuldig herum als ich, aber tolerant wie ich bin, wich ich aufs Gestell nebenan aus. Was nicht weit genug war, um den folgenden Wortwechseln zwischen ihm und seiner kleinen pummeligen Mutter zu überhören:
- Er: "Ey, "Far Cry 2", voll geil, chan i haa?"
- Sie: "Aber da stoht doch gross "16" druff".
- Er: "Das isch Schwirigkeitsgrad. Ha villi Spiel mit 16 druff."
- Sie: "ah ok, denn isch gut."
Ob das Verkäufer auch so gesehen hat, hab ich nicht mitgekriegt, ich war zu sehr mit Augenrollen beschäftigt. Hilft natürlich wenig, wenn auf den Packungen die Altersfreigabelogos die Hälfte des Covers einnehmen, wenn sie nicht als solche interpretiert werden. Aber ich habs schon mal gesagt und werde es immer wieder sagen: erfolgreicher Jugendschutz beginnt mit der Erziehung der Eltern.

Das Übel

Es ist gross, grün und hässlich. Seit kurzem steht es in meinem Regal, glotzt mich aus hohlen Lettern leblos an, mit jeder Faser ein fleischgewordenes Synonym für alles Übel dieser Welt. Wie bei vielen Übeln war auch mein grosses, grünes und hässliches Übel einmal klein, dezent und wurde von Menschen mit den guten Absichten entwickelt, der Gesellschaft zu helfen, ihr einen besseren Überblick zu verschaffen. Zwar tut das Übel dies auch heute noch, aber nicht mehr mit einem angenehmen Flüsterton, hörbar für jene, die seinem säuselnden Klang Beachtung schenken wollen, sondern mit lautem Geschrei der holzhammerigen Art. Das Übel fiel mir gleich auf im Laden um die Ecke, wo es, umringt von seinen blauen, roten und weissen Artgenossen auf den Gestellen hockte, dick, breit und fett, jedem Kunden das Gefühl gebend, er würde, sollte er denn nach ihnen greifen, etwas verbotenes, sündhaftes, gar schmuddliges tun. Ich tat es trotzdem, interessierte ich mich doch weniger für die Äusserlichkeiten, sondern für die inneren Werte, welche das Übel geschickt zu verbergen versuchte.Nun steht es also bei mir daheim im Regal, und jedesmal, wenn ich mir zuhause nun Hellboy 2 ansehen will, oder später Filme wie den aktuellen Bond, Madagascar 2, Watchmen...immer wird es mir in seiner jeweiligen Version seine hässliche, packungs- und artworkverschandelnde Fratze zeigen. Aber vielleicht haben wir es nicht anders verdient, das neue übergrosse Altersfreigabesiegel der deutschen FSK.

Das sind ja alles auch nur Menschen

Fasten. Hat irgendwas mit verzichten zu tun. War mir nicht mehr ganz sicher, aber gottseidank hat mich der Papst letzte Woche daran erinnert, allen Freuden dieser Welt abzusagen, also auch dem Bloggen. Jedenfalls bis Ostern. Aber pssst! Er ist jetzt in Afrika am Kontinentenkarmaknuddeln (gibts Karma im Christentum? Geistige Notiz: Später mal den Koran durchchecken) und Enthaltsamkeit predigen (kommt nämlich billiger, als Gummis zu verteilen, ja, auch der Vatikan hat nicht mehr so viel Geld), ergo bekommt Papa Ratzi von meinem Getippe auch nichts mit. Schön.
Auch schön: wie sich im Laufe der Lebenszeit Politiker zu normalen Menschen wie du und du entwickeln. Als Kind machen einem die alten Herren und mittlerweile auch vermehrt Damen mächtig Eindruck, mythische, weise Figuren, die die Geschicke des Landes lenken, komplizierte Worthülsen von sich geben und..äh..ja. Als fortgeschrittener jugendlicher Erwachsener sieht man das alles ja ein wenig differenzierter. Könnte aber auch sein, dass das mit eigener Lebenserfahrung gar nichts zu tun hat, sondern viel mehr damit, dass die Politiker sich für das gemeine Durchschnittsvolk verständlicher ausdrücken wollen. Aktuelles Beispiel: Bankengeheimnis. Schweiz. OSZE. USA. Schwarze Liste, Steuerhinterrücks-ziehung. Ui, so viele Begriffe, da kommen die wenigsten noch mit.
Glücklicherweise wurde in den letzten Tagen dank des deutschen Bundesfinanzministers Peer Steinbrück und CVP-Mann Thomas Müller alles dramatisch einfacher: wir Schweizer sind die zurückgebliebenen Indianer und die Deutschen, das sind ja eh alles Nazis.Na also, geht doch. Einfache Begriffe, die beim Bürger klare Bilder hervorrufen. Endlich versteht man mal, was die da sagen. Die Mystik von früher, die geht so allerdings flöten.

Datensch(m)utz

Seit heute morgen beruhigt mich das Online-Community-Portal Facebook beim anmelden, es würden "aufgrund zahlreicher Rückmeldungen" (schöndeutsch für "angepisste User haben gemotzt") ab sofort wieder die alten "Allgemeinen Geschäftsbedingungen" gelten. Ich hab mich müde weitergeklickt, vielleicht dabei noch unanständig gegähnt, ohne mir die Hand vor den Mund zu halten.Grund für die Welle der Entrüstung, eingebettet im Sturm im Wasserglas, war gestrige Meldung, welche mir, leidenschaftliche "Woz" und "Tagi"-Leser mögen mir verzeihen, im "20 Minuten" ins Auge gesprungen ist. Anscheinend haben die bösen Facebook-Gründer klammheimlich in einer Nacht-und-Nebelaktion eben diese Allgemeinen Geschäftsbedingungen so angepasst, das Facebook, auch nachdem ich mich schon längstens von der Plattform verabschiedet und das Profil gelöscht habe, meine Daten weiterhin verwenden (!) und an Dritte (!!) weitergeben (!!!) darf.
Wow. Also kann Facebook all den belanglosen Stuss, den ich hier auf mein Profil rauflade und von mir gebe, weiterverwenden. Läckdumir! So eine böse global operierende Firma kann also, wenn sie Millionen an Facebook zahlt, herausfinden, welches meine Lieblingsfilme sind, in welchen Städten dieser Welt ich schon Ferien gemacht habe, oder schlimmer, wen meiner Freunde ich am meisten supergepoked habe. Um eine Multiple Choice Szene in einem alten Computerspielklassiker zu zitieren: "Ich zittere, ich zittere."Vielleicht bin ich ja ein Ultratolerantist, aber meine einzigen wichtigen Daten, die ich nicht jedem Hirni weitergeben will, sind meine Telefonnummer und der Pincode meines Bankkontos.
Den ganzen Rest, liebe Facebookbetreiber und böse Globalplayermonopo-listencompanys, könnt ihr gerne haben und damit machen, was ihr wollt.
Ja, Hintern abwischen inklusive.

Kinodiawerbung

Letzten Samstag fühlte ich mich wie Marcel Reich-Ranicki bei der Uebergabe des deutschen Fernsehpreises. Gut, ich weiss nicht, was genau der ehrwürdige Herr Ranicki gefühlt hat, aber ich glaube, meine Gefühlswelt kam jener von Herrn Ranicki ziemlich nah, denn ich hab mich göttlich genervt.Warum? Nun, ich war im Kino. Mal wieder. Der neue Bond. Balkon, erste Reihe, siebter popcornübersähter Sitz von rechts. Nein, der Film war nicht der Grund für mein Ausbruch negativer emotionaler Energie. Es waren die 20 Minuten Werbung im Voraus. Vor etwa zehn Jahren sah es im selben Kino, am selben Platz anders aus. Gut, das Popcorn war auch schon da, aber auf der Leinwand erstreckten sich die Ländereien einer Ranch irgendwo im amerikanischen mittleren Westen, einige schüchterne Sonnen-strahlen stachen durch den Morgennebel und tauchten die Szenerie in ein märchenhaftes Licht. Ein kerniger Cowboy treibt die Pferde auf die Weide, untermalt von donnernden Hufgeräuschen aus den zahlreichen Surroundboxen. Am Ende zündet er sich genussvoll eine Zigarette an. Schnitt in die Gegenwart: Zitternd, mit den Nerven am Ende rufe ich der Leinwand verzweifelt zu: "Gebt mir den Marlboro-Mann zurück!"
Der Leinwand war das natürlich völlig egal, sie bombardierte mich lieber weiter mit billiger, schlecht gemachter Dialäktregionalwerbung irgendwelcher Metall-bauer, Carosserien und Informatik-fuzzies. Und wenns mal nicht regional, sondern national wird, kommt garantiert der achsowitzige, mit sauglatten Comicsound-effekten unterlegte Handywerbespot einer nationalen Discounterkette.
Spätestens jetzt wähnte ich mich nicht mehr im Kino bei der Ausstrahlung eines grossen Films, sondern bei der Jubiläums-veranstaltung des nachbarörtlichen Männerchors.Bitte nicht falsch verstehen: ich rauche nicht, trinke höchstens Mal zum Essen ein Glas Wein. Aber selbst die schlechteste Zigaretten- und Alkoholwerbung hatte einen gewissen Stil, hatte Glamour, stimmte hervorragend auf den bevorstehenden Film ein. Heute überlege ich mir ernsthaft, das zu tun, was schon viele machen: 20 Minuten später ins Kino zu gehen.